mirage_suspicious

neue soundeskapaden am Horizont

und die Pupillen tanzen, Morena Barras Videowerk, eine Live-Session einer der raren Alu sheet Performers weit und breit oder so ungefähr.

Abheben mit dem Klangraumschiff

Unerwartet laut ist jede Bewegung des Aluminiumblechs, das Sven Bösiger zu einem Resonanzkörper formt. Es knirscht und ächzt und brummt. Der Audiokünstler fängt die Geräusche ein. Der Aluminiumkörper wird um eine Schnur gelegt, über diese streicht der Performer mit einem Rundholz. Die Installation wird zum einsaitigen Bass. Gesampelt potenzieren sich die Klänge zum Getöse von Flugzeugtriebwerken, gespickt mit extraterrestrischen Fanfarenstössen und sphärischem, tieftonigem Zirpen. Im Hintergrund schlägt der Puls eines Fabelwesens: Die dumpfen Trommelschläge wie auf einer wenig gespanten Haut erzeugt, hat Sven Bösiger zuvor dem Blech entlockt, vervielfacht und beschleunigt. Mit geschlossenen Augen meinte man den mittelalterlichen Brummtopf zu hören, dann Fluglärm, dann eine schlichte Melodie auf einem urzeitlichen Saiteninstrument gespielt – oder wird das Treibhaus ein Raumschiff, dessen Motoren gerade warmlaufen? Das Alublech wird zum Parabolspiegel, der Klänge aus dem Äther sendet: hypnotisches Brummen, Signale aus einer fremden Galaxie. Sven Bösiger erschuf Klänge mit Schnur und Alu-Resonanzkörper. Sven Bösiger erschafft neue Tonwelten. Die Blechform schwebt am Faden als wäre es ein Bruchstück eines Flugzeugs oder eines UFO. Der Klangtüftler, der in Bühler lebt, nennt seine Klangperformance Mirage. Lässt man sich darauf ein, entsteht Kino im Kopf.

Ein Nachbericht von Monika Dörig (Appenzeller Volksfreund) vom öffentlichen Konzert am gleichen Ort zwei Tage später